Die bittere Niederlage eine Woche zuvor gegen Borussia Mönchengladbach, durch die der vorzeitige Titelgewinn auf dem heimischen Betzenberg vertagt wird, haben Mannschaft und Trainer Karl-Heinz Feldkamp vor der Reise in die Domstadt nur entschlossener gemacht. “Bei mindestens 90 Prozent” sieht Kapitän Stefan Kuntz die Chance, den nur noch zwei Punkte zurückliegenden Verfolger Bayern München auch am 34. Spieltag auf Distanz zu halten. Und auch die Lautrer Fans sind nach kurzer Schockstarre überzeugt, dass in Köln eine der größten Sensationen der deutschen Fußball-Geschichte Realität werden wird. 40.000 Schlachtenbummler sind es schließlich, die den Roten Teufeln im Stadion den Rücken stärken und wohl spätestens nach Tom Dooleys Tor zum 4:1 kurz vor der Halbzeitpause die große Meisterparty einläuten können.

Wie man richtig feiert, durften die Roten Teufel und ihre Anhänger bereits im Jahr davor ausgiebig üben. Nachdem Karl-Heinz-Feldkamp den FCK in größter Abstiegsgefahr übernommen hatte, führte er die Mannschaft sensationell zum ersten Triumph im DFB-Pokal. Nun setzt die Lautrer Trainerlegende mit einem nur punktuell verstärkten Kader noch einen drauf. Am 4. Spieltag übernehmen die Männer vom Betzenberg nach einem 4:3 gegen Hertha BSC zum ersten Mal die Tabellenspitze. Die sind sie zwar durch das folgende 0:4 beim FC Bayern schnell wieder los, bis zur Winterpause grüßen die Roten Teufel den Rest der Liga aber weitere vier Mal als Spitzenreiter. Zu diesem Zeitpunkt ist auch den vermeintlichen Favoriten auf die Meisterschaft längst klar, dass mit dem Fast-Absteiger der Vorsaison in dieser Saison zu rechnen ist.

Zum großen Showdown mit den Münchnern kommt es schließlich am 23. März 1991 im Fritz-Walter-Stadion. Torschützenkönig Roland Wohlfahrt bringt die Gäste früh in Führung, dann verwandeln Demir Hotic und Stefan Kuntz mit ihren Toren den Betze in ein Tollhaus. Während sich die Bayern nach der Niederlage vehement über den Platzverweis für Manfred Bender und die ihrer Meinung nach fällige, aber nicht gegebene Rote Karte für Kuntz beschweren, ist der FCK am 22. Spieltag zurück an der Tabellenspitze.

Beflügelt vom Coup im Spitzenspiel bleiben die Lautrer in den folgenden Wochen bis zum vorletzten Spieltag ohne Niederlage. Es ist eine Erfolgsserie, die auch durch das eine oder andere Tor für die FCK-Geschichtsbücher möglich gemacht wird. Wer erinnert sich nicht an Bruno Labbadias Treffer als Stehaufmännchen beim 2:2 bei Bayer Leverkusen? Oder an den Kopfball von Stefan Kuntz zum 3:2 in der Nachspielzeit im Derby gegen den Karlsruher SC? Spätestens nach dem 2:1-Sieg am drittletzten Spieltag im Spitzenspiel bei Werder Bremen scheinen die Roten Teufel am Ziel ihrer Träume angelangt. Daran ändern auch die längst gestarteten Psychospielchen aus München letztlich nichts mehr. Vielmehr ist es die Sechs-Tore-Gala von Köln am 15. Juni 1991, die den passenden Schlusspunkt setzt auf eine einzigartige Saison.

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